Organisierte Erpresserbanden setzen Schweizer KMUs unter Druck
Die digitale Reputation wird für Schweizer Kleinbetriebe zur Achillesferse. Internationale Betrügernetzwerke nutzen Google Maps gezielt für Erpressungsversuche gegen hiesige Unternehmen. Die Masche ist perfide: Erst werden Fake-Bewertungen platziert, dann folgt die Geldforderung.
Systematischer Angriff auf die digitale Reputation
Max Minin, Inhaber der Dent Blanche Carrosserie-Werkstatt in Gretzenbach, erlebte den Angriff hautnah. Innerhalb weniger Minuten erschienen vier negative Bewertungen von offensichtlichen Fake-Accounts. Obwohl Google die Reviews nach seiner Meldung zunächst entfernte, tauchten sie drei Tage später erneut auf, ohne weitere Löschungsmöglichkeit.
Diese Attacken sind kein Einzelfall. Schweizer KMUs werden zunehmend Opfer organisierter Erpresserbanden, die ihre Existenzgrundlage bedrohen. Für viele Branchen sind Online-Bewertungen geschäftsrelevant geworden, was diese Betrugsmasche besonders perfide macht.
Internationale Vernetzung der Betrügerbanden
Recherchen belegen die systematische Vorgehensweise: Dieselben Fake-Accounts, die negative Reviews bei der Solothurner Werkstatt hinterließen, bewerteten auch ein finnisches Dachsanierungsunternehmen schlecht. Kay Dean, ehemalige US-Ermittlerin und Betreiberin des Youtube-Kanals "Fake Review Watch", verfolgte die Spuren zurück zu pakistanischen Erpresserringen.
Diese Organisationen, meist in Indien, Pakistan oder Bangladesch ansässig, unterhalten Armeen von Fake-Profilen und nutzen KI für automatisierte Review-Texte. Sie operieren europaweit und erpressen gleichzeitig Dutzende Unternehmen in Frankreich, Spanien, Italien, Holland, der Schweiz und den USA.
Googles Verantwortung in der Kritik
Dean wirft Google vor, ein "lasches Umfeld" geschaffen zu haben, das Betrug belohne. Während ehrliche Unternehmen Schaden nähmen, könnten Betrüger ungehindert agieren. Die Plattform müsse ihre Kontrollmechanismen verschärfen, fordert die Expertin.
Google reagierte mit einem neuen Meldeformular speziell für Erpressungsfälle und betont, Bewertungen mit Algorithmen und menschlichen Teams zu prüfen. Rechtliche Schritte gegen Betrügernetzwerke seien eingeleitet.
Handlungsempfehlungen für betroffene Unternehmen
Experten raten zur konsequenten Dokumentation aller Vorfälle mittels Screenshots und zur sofortigen Blockierung verdächtiger Kontakte. Keinesfalls sollten Unternehmen auf Geldforderungen eingehen, da dies weitere Attacken provoziert.
Die Schweizer Wirtschaft muss sich gegen diese neue Form der digitalen Erpressung wappnen. Nur durch verstärkte Aufmerksamkeit und konsequente Meldungen können diese international operierenden Betrügernetzwerke gestoppt werden.