Das Umlagesystem: Wenn der Generationenvertrag zum staatlichen Ponzi-Schema wird
Die Alterssicherung durch das Umlageverfahren steht vor enormen Herausforderungen. Eine kritische Analyse zeigt beunruhigende Parallelen zu pyramidalen Strukturen und wirft Fragen zur langfristigen Nachhaltigkeit des Systems auf. Die Schweiz muss ihr bewährtes Drei-Säulen-System weiterentwickeln, um künftige Generationen nicht zu überfordern.
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Das Schweizer Vorsorgesystem im Wandel: Zwischen Tradition und Reform
Ein System basierend auf Versprechen
In vielen Ländern basiert die Altersvorsorge auf dem Prinzip der Generationensolidarität. Die Erwerbstätigen finanzieren die Renten der älteren Generation. Die heutigen Beiträge decken die Versprechen von gestern. Soweit erscheint dies normal. Doch dieses System beruht auf einer impliziten Annahme: Es müssen stets mehr Beitragszahler als Leistungsempfänger vorhanden sein.
Die pyramidale Struktur
Wenn die Basis erodiert – durch niedrige Geburtenraten, Arbeitslosigkeit oder Steuerflucht – gerät das Modell unter Druck. Wie eine kürzlich veröffentlichte Analyse des französischen Mediums Inner Line aufzeigt, weist das System beunruhigende Parallelen zu klassischen Pyramidensystemen auf.
Das historische Vorbild: Charles Ponzi
In den 1920er Jahren versprach Charles Ponzi seinen Anlegern 50% Rendite in drei Monaten. Er zahlte frühe Investoren mit dem Geld späterer Anleger aus. Solange frisches Kapital nachfloss, funktionierte das System. Dann brach alles zusammen. Auf staatlicher Ebene mag das Prinzip anders erscheinen, doch die strukturellen Risiken bleiben dieselben.
Globale Symptome
Die Schweiz steht vor ähnlichen Herausforderungen wie andere Industrienationen: In Frankreich wird das Rentenalter angehoben, in Deutschland steigen die Beitragssätze, in Italien wird privatisiert. Die USA prognostizieren bis 2034 Defizite in der Sozialversicherung. Das Problem ist global: demographisches Ungleichgewicht, Verschuldung, Abhängigkeit von künftigen Generationen.
Die buchhalterische Illusion
Man spricht von "erworbenen Rechten". Doch diese Rechte sind weder garantiert noch rückgestellt. Es sind politische Versprechen, die auf die Zukunft setzen. In der Wirtschaft ist ein Versprechen ohne reale Basis eine Wette. Und wiederholte Wetten können zu strukturellen Schieflagen führen.
Lösungsansätze für die Schweiz
Die Schweiz hat mit ihrem Drei-Säulen-System bereits einen stabileren Ansatz gewählt. Dennoch sind weitere Reformen nötig: Diversifizierung der Einnahmequellen, Integration der Automatisierung in Produktivitätsberechnungen, gezielte Fachkräftezuwanderung. Die Lösungen erfordern politischen Mut und wirtschaftliche Weitsicht.
Ein unbequemes Fazit
Niemand möchte glauben, dass staatliche Systeme ähnliche Mechanismen wie Finanzbetrüger nutzen können. Doch wenn Modelle auf hypothetischen künftigen Einnahmen basieren und Vertrauen die Zahlungsfähigkeit ersetzt, wird der Gesellschaftsvertrag brüchig. Die Illusion ist nicht nur finanzieller, sondern auch politischer Natur.
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