Singapurs Ski-Simulator: Walliser Tourismus setzt auf Asien
Neun Schülerinnen und Schüler aus der asiatischen Metropole Singapur stehen erstmals auf echtem Schnee in Saas-Fee. Was als Schulreise erscheint, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als strategische Initiative des Walliser Tourismus zur Erschliessung neuer Märkte.
Vom Simulator zur Schweizer Piste
Die Jugendlichen haben monatelang in der Singapore Ski Academy auf einem ausgefeilten Ski-Simulator trainiert. Auf einem rollenden Teppich übten sie Fahrmanöver und lernten die Grundlagen des Skisports. "Skifahren ist in Singapur ein neuer Sport. Aber es gibt schon Familien, die wollen, dass ihre Kinder das Skifahren von klein auf lernen", erklärt Wong Yew Hoong, Direktor der Ski und Snowboard Academy Singapur.
Die besten Schützlinge wurden für diese Reise ausgewählt, ein gemeinsames Projekt der Singapurer Schule und der Walliser Tourismusorganisationen. Für Ski-Neuling Audric geht ein Traum in Erfüllung: "Es ist unglaublich aufregend", sagt er. Schülerin Farra hingegen zeigt sich nervös vor der ersten Abfahrt auf echtem Schnee.
Strategische Markterschliessung
Das Projekt verfolgt klare wirtschaftliche Ziele. Mario Braide von der Matterhorn Region AG betont: "Ohne den asiatischen Markt kann man sich im Mai und im November gar nicht weiterentwickeln." Die Entwicklung zur Ganzjahresdestination erfordert neue Gästegruppen, insbesondere in der Zwischensaison.
Asiatische Touristen erweisen sich als besonders attraktive Zielgruppe: Sie bleiben im Durchschnitt länger und buchen mehr Skilektionen als andere Gästegruppen. "Für mich persönlich ist klar: Die Zukunft liegt in Asien", so Braide.
Realistische Einschätzung der Experten
Tourismusexperte Jürg Stettler von der Hochschule Luzern mahnt zur Vorsicht: "Von den ersten Gehversuchen auf dem Ski-Simulator in Singapur bis auf die Schweizer Pisten ist es ein weiter Weg." Frühere Versuche, chinesische Skifahrer durch Schweizer Skilehrer vor Ort zu gewinnen, hätten nicht die erhofften Resultate gebracht.
Das Hauptproblem liegt in der Natur des Skisports: "Viele Neugierige probieren nur einmal Ski zu fahren, weil die ersten Erfahrungen meist nicht so positiv sind. Es braucht halt schon mehr als 15 Minuten, um Skifahren zu lernen. Das frustriert manche Leute."
Zusätzliche Hindernisse sind die fehlende Skikultur in asiatischen Ländern und die Kostenfrage. Stettler weist darauf hin, dass Japan über hervorragende Skigebiete verfügt, die für asiatische Skitouristen deutlich zugänglicher sind.
Langfristige Perspektive
Trotz der Herausforderungen zeigt sich der Skischuldirektor aus Singapur optimistisch: "Wir kehren sicher zurück." Das Ziel sei es, künftig mehr Menschen aus Singapur auf die Schweizer Pisten zu bringen.
Für das Wallis bleibt die Erschliessung asiatischer Märkte ein wichtiger Baustein der touristischen Diversifizierung. Die Schweizer Bergregionen müssen sich angesichts des Klimawandels und veränderter Reisegewohnheiten neu positionieren. Projekte wie jenes in Singapur zeigen innovative Wege auf, bergen jedoch auch Risiken bezüglich Rentabilität und Nachhaltigkeit.