UN-Plastikabkommen in Genf gescheitert: Globale Spaltung
Die UN-Verhandlungen über ein globales Plastikabkommen sind in Genf gescheitert. Fundamentale Differenzen zwischen Umweltschützern und erdölproduzierenden Ländern verhinderten eine Einigung.

Mahnende Plastik-Skulptur vor dem UN-Gebäude in Genf symbolisiert globale Umweltkrise
Vor dem UN-Gebäude in Genf mahnt eine Skulptur des kanadischen Künstlers Benjamin Von Wong zur globalen Plastikabfallproblematik - ein symbolträchtiger Hintergrund für die gescheiterten Verhandlungen zum UN-Plastikabkommen.
Dreijährige Verhandlungen ohne Ergebnis
Nach dreijährigen Verhandlungen konnten sich die rund 180 beteiligten Länder in der vergangenen Woche nicht auf einen verbindlichen Vertragstext einigen. Die Schweizer Position in den Verhandlungen wurde dabei besonders kritisch beobachtet.
Fundamentale Interessenkonflikte
Zwei gegensätzliche Positionen prägten die Verhandlungen:
- Die "Koalition der hohen Ambitionen" mit über 100 Ländern, darunter die EU und zahlreiche Staaten aus Südamerika, Afrika und Asien, fordert eine nachhaltige Begrenzung der Plastikproduktion
- Die "Gruppe der Gleichgesinnten", angeführt von erdölproduzierenden Ländern wie Saudi-Arabien, Iran und Russland, will sich auf verbessertes Abfallmanagement beschränken
WWF kritisiert Scheitern
"In diesem Fall ist kein Abkommen besser als eines, das den Status quo auf UN-Ebene zementiert, anstatt eine echte Lösung für die Plastikkrise zu bieten", erklärt Florian Titze von der Umweltstiftung WWF.
Ursprüngliches UN-Mandat verfehlt
Das 2022 erteilte UN-Mandat sah einen rechtsverbindlichen Vertrag vor, der den gesamten Lebenszyklus von Plastik abdecken sollte - von der Produktion über das Design bis zur Entsorgung. Die politischen Entscheidungsprozesse erwiesen sich jedoch als zu komplex für einen Konsens.
Lukas Huss
Zürcher Journalist, berichtet seit 10 Jahren über die Schweizer öffentliche Politik, lokale Regierungsführung und Fragen der direkten Demokratie.