Schweiz modernisiert Drohnenflotte: Hermes 900 ohne Sonderausstattung
Die Schweiz beschafft sechs Hermes 900 Aufklärungsdrohnen in Standardausführung. Nach zehnjähriger Planungsphase verzichtet die Regierung auf kostspielige Sonderanpassungen und setzt auf bewährte Technik.

Hermes 900 Aufklärungsdrohne im Einsatz für die Schweizer Luftwaffe
Schweizer Regierung entscheidet sich für Standardversion der israelischen Aufklärungsdrohne
Die Schweizer Regierung hat nach zehnjähriger Planungsphase eine wegweisende Entscheidung im Bereich der militärischen Aufklärung getroffen. Der Beschluss betrifft die Beschaffung von sechs Hermes 900 Aufklärungsdrohnen des israelischen Herstellers Elbit - allerdings in der Standardausführung ohne die ursprünglich geplanten Schweizer Sonderanpassungen.
Die Entscheidung steht im Kontext der zunehmenden Bedeutung der nationalen Sicherheitsinfrastruktur und markiert einen pragmatischen Wendepunkt in der Schweizer Rüstungspolitik.
Ursprung und Entwicklung des Projekts
Das Drohnenprojekt entstand 2015 als Alternative zur gescheiterten Gripen-Beschaffung. Mit einem Budget von 300 Millionen Franken sollte die Hermes 900 mit verschiedenen "Helvetisierungen" ausgestattet werden, darunter:
- Umstellung auf Dieselantrieb
- Enteisungssystem
- Automatisches Ausweichsystem
- GPS-unabhängiges Start- und Landesystem
Die technischen Herausforderungen dieser Sonderanforderungen führten zu erheblichen Verzögerungen, ähnlich wie bei anderen technologischen Großprojekten der jüngeren Vergangenheit.
Leistungsfähigkeit und Einsatzgrenzen
Trotz des Verzichts auf Sonderausstattung bleiben die optischen Fähigkeiten des Systems beeindruckend. Projektkoordinator Laurent Michaud betont die Leistungsfähigkeit: Die Drohne kann die Stadt Zürich in weniger als zehn Minuten mit einer Auflösung von unter zehn Zentimetern erfassen, auch im Infrarotbereich.
Praktische Einschränkungen
Der Verzicht auf das automatische Ausweichsystem bedeutet allerdings operative Einschränkungen: Bei Flügen im unkontrollierten Luftraum wird ein begleitendes Armeeflugzeug mit Pilot und Kollisionswarner erforderlich sein. Die Schweizer Regierung wird in den kommenden Monaten mit Elbit über die Vertragsanpassungen und die daraus resultierenden Kostenänderungen verhandeln.
Lukas Huss
Zürcher Journalist, berichtet seit 10 Jahren über die Schweizer öffentliche Politik, lokale Regierungsführung und Fragen der direkten Demokratie.